Ina aus China.doc
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1、Brandenburg Oktober 1937Das neue ZuhauseSieben dumpfe Schlge drhnen durchs Zimmer. Der tiefe Klang lsst die Luft vibrieren und dringt bis unter das schwere Federbett. Was ist das? Legt der Dampfer schon wieder ab? Ruckartig richtet Ina sich auf.Verwirrt blickt sie in einen ihr vllig unbekannten Raum
2、: ein hohes Zimmer mit einem Fenster, durch dessen geschlossene, weie Gardinen das Morgenlicht dringt. Davor ein Schreibtisch, ein Stuhl, eine Kommode, eine emaillierte Waschschssel mit Wasserkanne und an der Lngswand das Bett, in dem sie sitzt. Wo bin ich? Erst als ihr Blick auf den Koffer fllt, de
3、r geffnet, aber unausgepackt neben dem Bett liegt, kommt die Erinnerung an den gestrigen Abend zurck. Sie war so mde gewesen, dass Frau von Steinitz ihr nur schnell das Nachthemd herausgesucht und sie dann gleich ins Bett geschickt hat. Unter dem dicken, warmen Federbett ist Ina sofort eingeschlafen
4、. Frau von Steinitz“ - sie lsst den schwierigen Namen probeweise ber die Zunge laufen - Frau von Steinitz“. Das Bild einer grauhaarigen Frau mit Haarknoten stellt sich ein, die sich ber sie beugt, sie zudeckt, gute Nacht sagt. Ob da wohl auch falsche Haarstrhnen drin sind wie bei Liuma?Und was hat e
5、s mit diesem sonderbaren Drhnen auf sich, das im Zimmer nachhallt und klingt, als kme es von einer Schiffssirene? Ina lsst sich von der Bettkante gleiten und geht barfuss ber knarrende Holzdielen zum Fenster. Vorsichtig schiebt sie den Vorhang zur Seite. Unter ihr liegt eine von Bumen gesumte Strae.
6、 Weit und breit kein Ozeandampfer in Sicht. Wenn sie den Kopf ein wenig nach links dreht, kann sie eine groe Kirche aus roten Backsteinen sehen, daneben einen Turm. Bis hoch hinauf ist er viereckig gemauert, dann folgt ein Stck mit noch mehr Ecken und einer Uhr, und obenauf sitzt wie eine Mtze ein s
7、pitzes Dach mit goldener Kugel. Die Turmuhr zeigt sieben. Ein Turm, der zu einer Kirche gehrt wie in Tsingtau. Dort, so haben die Schwestern erzhlt, htten frher, als die Deutschen noch da waren, Glocken die Stunden geschlagen und zum Gottesdienst gelutet. Spter wurden sie dann entfernt. Ja, das muss
8、 es sein! Es waren Kirchenglocken, die eben siebenmal geschlagen haben: sieben Uhr. Eigentlich praktisch, so einen Kirchturm in der Nhe zu haben, findet Ina. Der wird mich also in Zukunft immer wecken.Rasch giet sie Wasser aus der Kanne in die Schssel, wscht sich das Gesicht, trocknet sich mit dem r
9、auen weien Handtuch ab und zieht ihre Sachen an, die jemand - bestimmt nicht sie selbst - ordentlich ber die Stuhllehne gebreitet hat. Vor der Tr hrt sie Gerusche. Sie ffnet sie einen Spalt und spht hinaus: ein langer, dunkler Flur, von dem mehrere Tren abgehen. Vorsichtig lauscht sie an jeder einze
10、lnen und probiert es mit jener, hinter der Klappern und Wasserrauschen zu hren ist. Das muss die Kche sein. Ein zaghaftes Klopfen, und die Tr wird von innen geffnet. Frau von Steinitz steht, eine Kittelschrze ber Rock und Bluse, vor ihr und lchelt sie an: Guten Morgen Ina, hast du ausgeschlafen?Gute
11、n Morgen, ist alles, was Ina herausbringt. Immerhin passt das. Aber wie weiter? Keine Marta, keine Sprache. Aber die Dinge sprechen fr sich, und Frau von Steinitz teilt ihnen mit klarer, deutlicher Stimme Bezeichnungen zu. Hier sind Brot, Butter und Marmelade, sie deutet auf ein Tablett, auf dem all
12、es bereit steht. Dein Frhstck. Brot, Butter, Marmelade; Brot Butter Marmelade“, wiederholt Ina wie einen Abzhlreim. Sie kennt diese Dinge vom Schiff. Jetzt haben sie ihre Namen bekommen und zusammen ergeben sie ein Frhstck“. Frau von Steinitz wendet sich fragend an Ina: Milch? Sofort sprt Ina klebri
13、ge Haut an ihrem Gaumen haften und verzieht angewidert das Gesicht. Verstehe, sagt Frau von Steinitz. Dachte ich mir schon. Deinen Cousins und deiner Cousine ist es genauso gegangen. Riech mal, ob dir das besser schmeckt? Sie hlt Ina eine Kanne mit heier, dunkelbrauner Flssigkeit unter die Nase. Die
14、 riecht so hnlich, wie wenn Liuma aus Versehen den Reis anbrennen lie. Ina hat sich dann immer die Krusten erbettelt.Das ist Malzkaffee.Ina lchelt dankbar. Jetzt hat auch dieses herrenlose Wort seinen Platz gefunden.Malzkaffee, bitte.Gut machst du das. Du kannst mir beim Reintragen helfen. Frau von
15、Steinitz nimmt die dampfende Kanne und berlsst Ina das Tablett. Dann geht sie ber den Flur ins Speise- und Wohnzimmer voraus. Es hat mehrere groe Fenster zur Strae hinaus und Gardinen aus schwerem, dunklem Stoff. In der Mitte, auf einem bunt gemusterten Teppich, steht ein ovaler Tisch aus rtlichem H
16、olz mit cremefarbener Hkeldecke darauf. Dort nehmen sie ihr erstes gemeinsames Frhstck ein. . .Von nun an verluft Inas Tagesablauf nach geregeltem Muster: Um sieben wird sie von den Domglocken geweckt. Nach dem Frhstck mit Frau von Steinitz gehen sie zusammen in die Stadt einkaufen. Auf diese Weise
17、hat sie schon einiges von Brandenburg gesehen, das in Inas Augen die Bezeichnung Stadt kaum verdient. Kein Verkehrsgetmmel, keine Menschenmassen, keine hohen Huser, keine groen Schiffe. Auf den vielen Kanlen, die die Stadt durchziehen, sind nur kleine Schlepper, Fischerboote und Ausflugsdampfer unte
18、rwegs. Alles bewegt sich ruhig und geordnet: die Leute auf den breiten Gehsteigen, die wenigen Autos auf der Fahrbahn, die Elektrische in ihren Geleisen, die Schiffe auf den Kanlen. Polizisten scheinen hier berflssig zu sein. Fast alle Leute auf der Strae gren einander; wer sich kennt, tauscht ein p
19、aar freundliche Worte; andere, meist in brauner Uniform, reien zu einem knappen Gru, der wie ein heiseres Ruspern klingt, den rechten Arm vor sich in die Hhe. Hier kennen sich tatschlich fast alle, und selbstverstndlich kennen bald alle Ina. Auer ihr gibt es hier nmlich keine Auslnder; kein exotisch
20、er Turban, kein fremdlndisch geschnittenes Gesicht, keine dunkler getnte Hautfarbe, wie das in Schanghai zum Straenbild gehrte. Und alle sprechen nur eine Sprache: Deutsch.Der Markt besteht aus einer Reihe geordneter Stnde und findet nur einmal die Woche statt, deshalb heit er Wochenmarkt. Auch wenn
21、 das Lexikon behauptet, das hier sei dasselbe wie das lebhafte Gewimmel in Schangahi, so kann Ina keinerlei Gemeinsamkeiten entdecken mit der berdachten Markthalle, in die Liuma sie manchmal mitgenommen hat. Dort wurde tglich alles frisch gekauft, was Liuma in den Wok wandern lie: vielgestaltige Bla
22、ttgemse, Schoten, Knollen und Wurzeln. Dann zu den Fischstnden, wo sich Reisfeldaale in Bottichen tummeln und Garnelen ihre langen Fhler ausstrecken. Und weiter zu den Kfigen mit Geflgel und anderen essbaren Tieren, durch deren Gitterstbe sich Schnauzen, Tatzen, Pfoten, Krallen und Schnbel schieben.
23、 Liuma htte nie ein Huhn gekauft, das sie nicht lebend gesehen hat. Schlielich die Obststnde mit ihrer Farben- und Formenpracht: Melonen aller Gren und Sorten, grn gelockte Buddhakpfe, leuchtend orangefarbene Kumquat und der groe stinkende, stachelbewehrte Durian. Liuma betastet jede Frucht, bevor s
24、ie whlt, und feilscht anschlieend gnadenlos. Dfte, Gerche, Gestank und ein stndiges Stimmen- und Sprachengewirr, in dem das einzig verlssliche das Anzeigen von Anzahl und Preis mit den Fingern ist. Zum Abschluss dann noch an den Stand mit den s-sauer-salzigen Pflaumen, auf denen man ewig herumkauen
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